Das Herz des Waldes

Prolog;

Die bekannten Abenteuer die es sogar schaffen zu Legenden zu werden beginnen meist in den Palästen der Könige oder den Burgen der Fürsten. Hier gibt es die für das Volk offensichtlchen Helden und Bösewichte, Ritter die eine Bestie erlegen oder Gelehrte und gute Zauberer die dunkle Magier und Hexen zu Fall bringen. Diese Abenteuer werden zu Geschichten die über eine Region hinaus gehen da sie für die Welt von Bedeutung sind. Sie werden nicht vergessen und manche sogar zu Legenden die Zeitalter überdauern.

Doch sind dies nur ein kleiner Teil jener Abenteuer, es gibt soviele mehr, doch diese bleiben oft nur einem kleineren Kreis oder einer Region vorbehalten. Sie geraten irgendwann in Vergessenheit oder finden sich nur noch bruchstückhaft in den Märchen für Kinder wieder, ohne das die Väter und Mütter wissen, welche Ereignisse hier einflossen. Manchmal mag dies auch gut sein, manchmal ist es auch für das Wohl der Menschenheit und anderer denkender Völker besser, dass manche düstere Ereignisse ein Mysterium bleiben.

So beginnen auch die vielen der unbekannten Abenteuer an Orten die nicht von größerer Bedeutung sind. Wie zum Beispiel ein Gasthaus am Ende einer Handelstraße wo sich Händler, Reisende, Abenteurer und Gesindel trifft. So auch das Gasthaus zum Landvolk, am Ende der Nordwestroute. Hier finden sich nicht nur Reisende aus allen Schichten sondern auch Männer und Frauen aus allen Völkern. Menschen, Elfen, Orks, sogar Minotauren und Mitglieder des Schlangenvolkes sind hier anzutreffen. Ein Treff- und Knotenpunkt für Abenteurer aus allen Himmelsrichtungen.

*

Kapitel 1;

Der Rivale

Die Fünf Hochlandorks stopten als sich vor ihnen der dichte Wald erhob. Ein dichtes Blätterdach warf seinen Schatten auf die Getreidefelder und die Straße, etwas bedrohliches ging von den Bäumen aus, die selbst in den Augen der Orks zu hoch und dick erschienen, wie für einen gesunden Wald üblich. So wanderten die Blicke der Orks über die Baumkronen die diesen auf unheimlicher Weise tausendfach zu erwiedern schienen. Zwischen den Blättern hoben sich zahlreiche kleine Blüten ab, in verschiedenen hellen Farben, doch kamen sie Narak Grthur, Narlok Gbubag, Tarug’r Gurgas, Gol’ok V’orgor und Rishnak Gbuaerlug ehr wie Augen vor, die sie nun durchdringend musterten. Die Abenteurer waren schon weit herum gekommen und so hatten sie auch schon die nicht minder unheimlichen Wälder im Reich der Elfen durchwandert. Doch diese Wälder waren nicht wie dieser. Für die Orks war die Elfenmagie etwas fassbares was sie eindeutig spüren konnten und ihnen somit bekannt war. Deshalb verspürten sie in den Wäldern des Elfenreiches keine Furcht vor den Bäumen und dem Getier was sich dort herum trieb. Aber dieser Wald kam ihnen anders vor, eben nicht nur dass offensichtliche, die Höhe und der Durchmesser der Stämme so wie die Dichte und Weite der Kronen. Dies war nur der fassbare Teil des Schreckens, dass der Wald ausstrahlte, in dem Schatten der Bäume lauerte Etwas dass sich für die Orks nicht erfassen ließ. Doch sie würden sich nicht aufhalten lassen, denn ihr Rivale Saagmlo Artag und dessen Begleiter hatten den Wald ebenfalls betreten.

„Ihr bleibt auf dem Pfad,“ bemerkte Tarug’r schroff zu Narak und Rishnak, „geht auch nicht zuweit vor,… bleibt in Sichtkontakt.“ „Ja,“ grummelte Narak und bemühte sich auch nicht sein Unbehagen zu verbergen, „mit diesem Wald stimmt was nicht,…“ „Ganz meine Worte,“ stimmte Rishnak nachdenklich zu, „wenn wir es hindurch geschaft haben,… geht die nächste Runde Dunkelbier auf mich.“ „Ich nehme dich beim Wort“ meinte Gol’ok und sah dann wieder auf den Pfad der nun durch den Wald lief, „kommt euch der Eingang nicht wie ein riesiges Maul vor und wir laufen auf dessen Zunge?“

Die anderen anworteten nicht, sie sahen aber den Zugang noch einmal genauer an und dann auch den Pfad der im Schatten der Bäume verschwand. Daraufhin nickten sie nur schweigend und traten dann hinein in die Dunkelheit obwohl es mitten am Tage war. Die Gruppe bewegte sich vorsichtig voran, die Sicht bei dem schwachen Licht war schlecht, selbst für Augen die sich gut an die Dunkelheit angepasst hatten. Doch am beunruhigsten waren die Geräusche im Unterholz und in den Kronen. Vor ihnen war es gespenstisch still und hinter ihnen war hin und wieder ein Knacken und Rascheln zu vernehmen. Aber zusehen war nichts. In diesem Wald hauste oder wirkte etwas Böses, dass nirgens wo und überall zugleich war. Doch konnte es sich besser verbergen als es die Wald- und Dunkelelfen vermochten. Von Saagmlo Artag und seinen Leuten fehlte immer noch jede Spur. Bis die Fünf eine kleine Lichtung erreichten. Der Rivale musste hier ein Lager aufgeschlagen haben. Die Reste der Feuerstelle zeichnete sich noch auf dem Waldboden ab. Bis hier hin war Saagmlo Artag auf jeden Fall gekommen. Doch dies war vielleicht gerade mal ein Viertel des Weges.

Nach einer gefühlten Stunde, ob es wirklich eine Stunde war wussten die Orks nicht da sie im Wald hin und wieder das Zeigefühl verloren, hob Rishnak die Hand und die Gruppe hielt. Was sie jetzt erblickten ließ sie zusammenzucken und einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Sie hatten ein Miglied von Saagmlo Artags Leuten entdeckt oder besser dessen Leiche. Der Ork war nicht auf brutalste Weise zerstückelt oder ausgeweidet gewesen, dennoch musste er auf abscheuliche und vorallem schmerzhafte Weise umsleben gekommen sein. Wie verstörend es auch war, Tarug holt eine der Schriftrollen hervor und ein Stück Fettkohle. So hielt er in der für Orks bekannten Weise das feste das sich ihm und seinen Gefährten offenbarte. Die arme Grünhaut schien auf fast unerklärliche Weise gekreuzigt worden zu sein, unerklärlich weil es sich mit einem klaren Verstand einfach nicht nachvollziehen ließ. Es schien als ob eine Weide sich zunächst von unten nach oben durch den Körper des Orks gebohrt hatte. Dann durch dessen Arme und Beine. Die Weide schien in den armen Kerl hinein gewachsen zu sein. Das geronnen Blut verkrustete noch das Astwerk.

*

Epilog;

„Wir können ihn hier nicht so zurück lassen,“ flüsterte Narlok ernst und von seiner Kriegerehre kurz übernommen, „so unwürdig,… dass geht nicht!“ „Ganz meiner Meinung,“ stimmte Gol’ok zu, „aber dennoch sollten wir es nicht jetzt tun,..“ der Ork ballte die Faust, „Kriegerehre hin oder her,… warum finden wir die Leiche erst jetzt? Warum erst nach dem Lager?“ „Gute Frage und guter Einwand,“ bestätigte Tarug nach dem er mit der Zeichnung des Leichenfundes und einigen Vermerken fertig war, „Etwas oder Irgendwer beschützt den Wald,… ich denke mehr muss ich nicht sagen,…“ „Saagmlo Artag und seine Leute haben Feuer gemacht müssen dadurch die Aufmrksamkeit des Etwas oder Irgendwem auf sich gezogen haben,“ brachte Rishnak die zuvor nicht ausgesprochenen Gedanken zu Wort, „ihr wisst dass ich vor einem Kampf nicht weglaufe,… aber ich ziehe es vor, genauso wie ihr, den Gegner auch zu kennen.“ „Dann lasst uns weiter ziehen,“ drängte Narak die Gruppe, „ich fürchte die Dunkelheit nicht,… aber hier erscheint es mir besser dass wir vor Abenddämmerung wieder auf freihem Feld sind.“

Ein fast zeigleiches Nicken bestätigte ihm das die anderen es wohl ähnlich sahen und so setzten sie den Weg zügiger fort. Aber immer noch stets wachsam. Als sie sich etwa fünfhundert Meter von der Leiche enfernt hatten, fuhr es ihn eiskalt über die Haut. Denn sie glaubten ein plötzliches Pfeifen zu hören. Wie eine starke Böhe die wie aus dem Nichts kam und dorthin wieder verschwand. Die Fünf fingen sich schnell wieder und ließen sich nicht aufhalten. So erreichten sie als bald die Stelle wo der Weg nicht mehr in einem ganz so gutem Zustand war. Der Boden war hier und da aufgerissen und wie in einer Trittspur fanden sich die Abdrücke eines großen Tieres. Von der Größe passten sie zu einem mittelgroßen Elefanten, die Fünf hatten auf ihrer Reise durch die Südländer dort welche gesehen. Aber für einen Elefantenfuß waren die Spuren zu ausgefranzt. Was augenscheinlich nicht mit dem Boden zu tun haben konnte. Desweiteren fiel auf das dieses Tier oder was auch immer es war, vier verschiedene Abdrücke hinterließ. Diese Spuren und das plötzliche Auftauchen und Verschwinden einer Windböhe gaben den Orks zu denken, der Leichenfund ganz zu schweigen.

Sie folgten den Spuren, selbst wenn sie es nicht gewollt hätten und dem war auch so, das Ding war dem Weg entlang gestürmt als ob es jemanden verfolgte. Und dieser jemand war ihr Rivale Saagmlo Artag gewesen. Eine Gewissheit machte sich brei, die sich früher als erwartet bewarheitete. Die Fünf hatten in ihrem Leben schon viel gesehen und erlebt doch bei dem was sich vor ihnen befand waren sie froh dass sie alle keinen vollen Magen hatten. Sie hatten Saagmlo Artag und seine Leute gefunden oder besser dass was von diesen übrig geblieben war. Die Orks waren auf fürchterlichste Art und Weise in Stücke gerissen oder zerfleischt worden. Einer der Krieger war von den monstösen Füßen derart zertreten worden dass man ihn kaum noch vom Waldboden unterscheiden konnte. Ein einziger Begleiter des Rivalen war noch an einem Stück, auch wenn sein Körper auch in einem entsetzlichem Zustand war. Er musst mit einer so enormen Wucht gegen den Stamm eines Baumes gekracht sein, dass Kleidung, Haut und selbst Muskeln nach gaben und Teile des Brustkorbes und den Rippen frei gaben. Das was dem Körper fehlte klebte noch an dem Stamm.

Doch dass wirklich verstörensde war die Leiche des Rivalen. Saagmlo Artag war von etwas zerfetzt und verschlungen worden. Dieses Etwas sah aus wie die monströse Mischung aus Wildschwein, Bär und Wolf, in der Größe eines mittelgroßen Elefanten. Doch dies stellte nicht das entsetzlichste da. Vielmehr dass sich dieses Wesen aus unzähligen kleinen bis mittelgroßen Ästen zusammen sezte. Wie man sie zu Hauf im Unterholz vorfand. Jetzt war der Gruppe klar dass sie es mit einer Macht zu tun hatte, die auf mächtiger Magie beruhte oder es sich um ein geisterhaftes Wesen handel musste, dass in der Lage war seine Umgebung als Waffe zu nutzen.

„Mir kommt da ein Zitat in den Sinn,“ flüsterte Tarug’r ernst, „habe es schon öfters gehört aber immer mit einem inneren Lachen abgetan.“ „Ach was,… du meinst doch nicht das von der alten Kräuterfrau?“ bemerkte Gol’ok und hob die Schultern, „was heute klein und friedlich ist,… kann morgen schon ganz anders sein,… auch groß und bösatig.“ „Genau das,“ bestätigte Tarug’r, „wenn ich mich aber daran erinnern könnte auf was sich die Alte bezogen hatte.“

Während dessen untersuchten die anderen die Überrest des Rivalen und seiner Leute. Jetzt hätten sie die Herrausforderung gewonnen, doch der Beigeschmack ließ ihnen nicht die Freude aufkommen. Sicher, sie alle wussten dass nicht jeder Heim in die Hochlande zurück kehren würde. Sie wussten um die Gefahren und Feinde auf dem Weg zum Gasthaus zum Landvolk, doch eine gestaltlose Bedrohung die aus dem Unterholz eine Bestie formen konnte oder sich wie der Wind durch den Wald zu bewegen oder einfach nur schattengleich präsent zu sein gehörte nicht dazu. Sie sammelten das versträute Habe der Gefallenen ein und setzten den Weg fort. Sie machten keine Pause, sahen nicht mehr zurück. Erst als sie erschöpft aber erleichtert den Wald wieder hinter sich ließen und der Straße zu Gasthaus zum Landvolk folgten. Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten sie ihr Ziel.

Narak Grthur * Narlok Gbubag * Tarug’r Gurgas * Gol’ok V’orgor * Rishnak Gbuaerlug

5 Kommentare zu „Das Herz des Waldes

    1. Danke 🙂

      Habe mir auch länger Gedanken gemacht um einen Prolog der mal nen anderen Blickpunkt vermittelt.

      Zudem habe ich an den Alltag gedacht,… z. B. die Feuerwehr vor Ort. Usw.

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